Der sonnige NORDEN!

26.07.2012 08:00

Diestag ist BRO (Border Roads Organisation)-Maintenance-Day auf dem Rohtang Highway. Da die Strasse da für Reparaturarbeiten gesperrt ist hat man die Chance (nur mit BRO-Sticker am Auto) ohne stundenlange Staus ueber den Pass an die Nordseite zu kommen. Leider musste Gerhard das Bett hüten und konnte nicht mit, weil er wohl was falsches erwischt hatte. Ich habs schon vor einer Woche  hinter mich gebracht. Naja, hoffentlich sind wir nun beide immun. Bei Nacht und Nebel ging’s los! Den zweiten Praktikanten abholen und ab auf den „Highway“ – klingt ja nach Autobahn, doch während der Fahrt wurden wir eines besseren belehrt... Dichtester Nebel, Regen und teilweise Strassenzustände, dass man das bei uns nicht mal mehr Feldweg nennen würde. Einige Fahrzeuge vor uns hat sich dann ein kleines Auto im Schlamm verfangen und kam nicht mehr weiter. Was macht man als Inder da, wenn man das sieht? Klar, im Auto sitzen bleiben und feste feste Hupen, das macht die Sache eindeutig besser. Wahrscheinlich, weil andere Autofahrer nicht Kaste Autoschieber, sonder eher Kaste Huper-und-Zuschauer) Aber unsere Jungs (beim Fahrer weiss man nicht genau, ob‘s freiwillig war...) haben sich ein Herz genommen und das Auto aus dem Matsch geschoben – so ganz und gar nicht indisch!

Kaum hat man den Pass (mit knapp 4000 m Höhe – so hoch war ich nich nie!) überquert schlägt das Wetter um! Die Wolken schaffens nicht über den Berg, so wird der Norden vom Monsun meist verschont. 81 km, 3 Stunden, eine Flussdurchquerung und eine gefühlte Klimazone später haben wir das North Portal erreicht. Die Landschaft dort ist traumhaft. Es gibt zwar keine Bäume in dieser verkarsteten Landschaft, aber es ist imposant! Der Fluss schlängelt sich durch das ganze Tal und man sieht überall viele viele grosse und kleine, schmale und mächtige und vor allem wahnsinnig schöne Wasserfälle, die letztendlich alle in den Fluss „strömen, fallen und platschen“. Beeindruckend! Vor allem ist klasse, dass die Landschafft dort absolut sauber und nicht zugemüllt ist (Wo kein Inder, da kein Müll!) – nachdem dort in der Einöde sehr wenige Menschen wohnen, es gibt ein paar klitzekleine Dörfer und ein paar Shops in denen man das Nötigste bekommt. Wunderschön und eine klasse Wandergegend!!!

Nach Sightseeing auf der Baustelle und im nächsten Dorf wurde es langsam Zeit fuer die Heimreise. Unser Fahrer war wieder fit von den Anstrengungen der Hinfahrt – der hatte den restlichen Tag geschlafen – und auf ging’s! Rumpel-Pumpel, wieder gefühlte tausend Serpentinen und über Millionen Schlaglöcher und Steine den Berg hinauf, vorbei an dem abgestürzten LKW, ein paar indischen „Marterl“ am Wegesrand und vielen steineklopfenden Arbeitern an der Strasse. Durch die „Strassen“-Baustellen gab es dann doch Stau, weil – typisch indisch – wenn man nicht weiss, wohin mit Steinen und Erde, einfach mitten in den Weg! Bis die kleinen Schubraupen dann wieder soweit waren, die Haufen wegzuschieben, musste man auch Haufen an Geduld beweisen. Mit Zwischenstop auf der Passhöhe im Extrem-Nebel-Novemberwetter, um die Aussicht von ganzen 10 m und einen richtig heissen Chai zum Aufwärmen zu geniessen, gings dann auf zum nächsten Stau. Als wir dann nebellos wieder bergab unterwegs waren, war ich froh, dass in der Früh so viel Nebel war und ich nicht sehen konnte, WO wir da rumkurvten. Manchmal musste ich schon schlucken, wenn ich nach aus dem Autofenster einen Blick nach unten warf. Leitplanken sind Luxus hier, es reicht doch, wenn ein paar weiss bemalte Steinchen den Abgrund markieren. Dank Vashish – unserem erfahrenen und verantwortungsbewussten Fahrer – haben wir, abermals 81 km und diesmal 4 Stunden später, unsere Reise dann beendet.  Toll wars, schnell noch ein Trinkgeld für den abenteuerlichen Trip (die Fahrer verdienen hier ungefähr 9000 Rupien, umgerechnet nicht mal 150 Euro, die freuen sich über jede Überstunde und jeden kleinen Zusatzverdienst) und todmüde ins Bett fallen! Gute Nacht!

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